Alma

S.Ruckwied

Vergangenes Jahr war ich für 2 Wochen auf der Insel Kreta im Urlaub.

Bei meinem ersten Ausflug über diese schöne Insel komme ich durch ein Dorf (Almyrida) und sehe im Vorbeifahren vor einer Apotheke einen herrenlosen Hund stehen, der offensichtlich verletzt ist und in einem fürchterlichen Allgemeinzustand. Abgemagert, verdreckt, voller Schrunden, Zecken und Flöhen.

Ich halte an (!?) und ich frage die Menschen ob der Hund zu jemandem gehört und finde heraus, dass er sich schon ein paar Tage dort herumtreibt, Essen erbettelt oder stiehlt – aber sonst ganz nett ist. 

Ich nehme die Hündin mit – sehr wahrscheinlich eine reinrassige Deutsch Kurzhaar  – und bringe sie zunächst zu einer befreundeten Tierärztin. Alma hat eine schlimme Verletzung am rechten Hinterbein sonst scheint sie gesund und da das Bein weiter behandelt werden muss, finden wir eine – vorübergehende – Pflegestelle für sie.

Ich gehe Sie noch mehrmals besuchen und wider besseres Wissen und gegen jede Vernunft nehme ich Alma mit nach Hause.

Ich bin zwar eine erfahrene Hundefrau aber Alma ist eine echte Herausforderung für mich. 

Sie ist stubenrein, aber sonst kann sie gar nichts!!! bzw. eines kann sie sehr gut: JAGEN

Sie steht mit beiden Beinen auf dem Esstisch und klaut alles was nicht sofort weggeräumt ist, sie holt sich Brot, Butter, Gemüse von der Anrichte in der Küche, fällt mich an, zwickt mich in Oberarme und den Po, kann nicht an der Leine gehen und ich hänge häufig waagrecht hinter ihr in der Luft – ich gehe nur noch im Wald spazieren, damit ich weich falle. Gerne springt sie andere Spaziergänger oder noch besser Radfahrer an, wirft kleiner Kinder um und man kann sich vorstellen, was ich mir alles anhören muss und das mit Recht. Nach den Spaziergängen bin ich fix und fertig.

Hilfe muss her und sie kommt in Gestalt von Massimo Marziano.

Erstmal die Situation zu Hause: Alma bekommt einen festen Platz an dem sie zur Ruhe kommen kann. Sie lernt schnell und gerne. Mit viel Geduld aber auch konsequentem Verhalten ist sie bereits nach 2 Wochen völlig entspannt zuhause, schläft in ihrem Korb, ihre Anfälle gegen mich werden weniger und hören bald ganz auf. 

Dann geht’s ab in den Wald. Alma findet herkommen und an der Leine gehen nur blöd!! Es ist ein hartes Stück Arbeit, sie davon zu überzeugen, dass es viel spannender und aufregender ist, wenn sie bei mir bleibt – weil es da immer was zu tun gibt. Futter gibt’s auch nur noch beim Spaziergang - also beim Training.

Massimo korrigiert mich immer wieder, lässt keine Verfehlung meinerseits durchgehen und ich übe täglich mit Alma. Das artet fast zu einem Fulltimejob aus, aber es lohnt sich. 

Inzwischen und nach 6 Monaten habe ich einen richtig ausgeglichenen Hund. Leidenschaftlich gerne kommt sie zu mir, ich kann sie – meistens – davon überzeugen, dass ich interessanter bin als der Hase oder die Ente. Sie behält mich im Auge, damit sie mich nicht verliert und fällt Abends zufrieden in ihr Bett und schläft selig ein und träumt von einem weiteren aufregenden Tag. 

Vielen Dank Massimo

sagen ALMA und Sybille

- und natürlich die Pauli – weil die hat das auch alles mitgemacht!